Warum ich 24-Stunden-Läden einfach nur liebe

Wenn es etwas gibt, worauf ich mich jedes Mal auf meinen Asien-Reisen freue, dann sind es die 24-Stunden-Läden. Ich bin jedes Mal aufs Neue erstaunt, wie schnell ich die Vorteile von diesen 24-Stunden-Läden aktiv nutze und in meinen Alltag integriere. 

Ich erinnere mich noch gut an meine erste Reise nach Japan: Da hatte ich noch die typisch deutsche Einkaufsmentalität: Alles im Voraus planen, damit man bloß nichts vergisst. Also bin ich jedes Mal, früh am Morgen, in einen dieser 24-Stunden-Märkte gestapft und habe mich mit Getränken eingedeckt, schließlich weiß man ja nie, wann man wieder etwas kaufen kann.

Welchem unnötigen Stress wir uns aussetzen

Es hat zwei Reisen gedauert, bis ich begriffen habe, dass dieses Problem in Japan gar nicht existiert. Wenn man Hunger oder Durst hat, geht man einfach in den nächsten Convenience Store, jederzeit, Tag und Nacht. 

Als mir das bewusst wurde, wurde mir auch klar, welchem Stress wir uns in Deutschland eigentlich aussetzen. Ständig planen wir im Voraus, was wir fürs Wochenende brauchen, und vor Feiertagen hetzen alle noch schnell in die Läden, um bloß nichts zu vergessen.

Die Folge? Übervolle Supermärkte, gestresste Menschen, genervte Kassierer, also ein völliges Chaos. Und nach meiner Erfahrung ist das Schlimmste daran: Am Ende kauft man immer mehr ein, als man eigentlich wollte.

Ich weiß, ich bin kein Einzelfall. Wenn ich mit Bekannten über dieses Thema spreche, bekomme ich nachdenkliche Gesichter oder zustimmendes Nicken.

Mein Zwischenfazit ist deswegen: Wir setzen uns hierzulande einer völlig unnötigen Stresssituation aus, während es in anderen Ländern längst bessere Lösungen gibt. 

Welche Argumente es gegen Sonntagsöffnungszeiten gibt.

Wenn ich das Thema anspreche, höre ich häufig als Argument, dass die Menschen im Einzelhandel auch mal einen Tag freihaben wollen. Für mich ein verständlicher Punkt, da ich selbst jahrelang im Einzelhandel tätig war. 

Aber seien wir mal ehrlich: In Deutschland gibt es so strenge Arbeitsschutzgesetze, dass niemand deswegen mehr arbeiten müsste als nötig. Sonntagsarbeit bedeutet ja nicht, dass eine Person sieben Tage die Woche durchackern muss, sie hätte dann einfach an einem anderen Tag frei.

Ich hätte mir das damals gewünscht, da der oben beschriebene Stress für mich noch potenziert wurde. Schließlich musste ich ja arbeiten, wenn andere einkaufen waren.

Hinzu kommt: Wenn man sich Berufe wie Altenpfleger, Krankenschwestern, Polizisten, Feuerwehrleute, Busfahrer oder Restaurantangestellte ansieht, ist der freie Sonntag ohnehin schon lange keine Selbstverständlichkeit mehr in Deutschland. Warum sollte es für den Einzelhandel also eine unantastbare Ausnahme sein?

Ein weiteres Argument, was ich aber nur noch selten höre, ist: Der Sonntag gehört der Kirche. Doch wirft man einen Blick ins europäische Ausland, zeigt sich, dass sich auch dort das Konzept von 24-Stunden-Läden nach und nach durchsetzt.

In vielen Ländern gibt es bereits flexiblere Ladenöffnungszeiten, selbst in Spanien, einem Land mit einer viel stärkeren religiösen Prägung als Deutschland. Das genannte Argument, der Sonntag gehöre der Kirche, zieht also bei mir nicht wirklich.

Was sich in Deutschland gerade ändert

Jedes Mal, wenn ich aus Asien zurückkomme, frage ich mich deswegen: Warum gibt es das bei uns nicht? Warum sind 24-Stunden-Märkte oder zumindest Geschäfte, die sonntags geöffnet haben, hierzulande immer noch so eine große Debatte? 

Dass es geht, sieht man ja in manchen Großstädten bereits. Aber warum nicht flächendeckend?

Ein Beispiel: Als ich letztes Jahr in Berlin am Flughafen Schönefeld auf meinen Flixbus wartete, fiel mir auf, dass es dort einen Rewe gibt, der 24/7 geöffnet hat. Also, wo genau ist das Problem?

Noch ein Beispiel? Bereits 2023 habe ich, ebenfalls in Berlin, einen 24/7-Markt gesehen, der von der Deutschen Bahn betrieben wurde. Der Markt war voll automatisiert. Aber es existierte eine digitale Barriere, weswegen ich niemanden in dem Laden gesehen habe. Also, ein gutes Konzept, aber schlecht umgesetzt.

In der Zwischenzeit tut sich aber auch etwas hierzulande. So hat Bayern 2025 sein Ladenschlussgesetz für autonome 24/7-Märkte angepasst. Jetzt ist es auch in Deutschland möglich, zumindest in Bayern, solche Märkte zu eröffnen.

Auch in meiner Heimatstadt Dresden habe ich den ersten 24/7-Markt gesehen, der voll elektronisch funktioniert, und diesen natürlich auch gleich ausgetestet.

Es tut sich somit etwas in Deutschland, und es gibt erste kleine Veränderungen. Doch ob sich diese wirklich durchsetzen, liegt nun an uns. Womit ich zum letzten Part komme.

Fehlt uns der Wille zur Digitalisierung?

Die Digitalisierung in Deutschland kommt nur schleppend voran. Und das liegt meiner Meinung nach weniger an der Bereitschaft der Unternehmen oder der Regierung, als vielmehr am Willen der Bevölkerung.

Nehmen wir das Beispiel der Bezahlmethoden: In Schweden ist fast alles bargeldlos möglich, während bei uns in vielen Geschäften und Orten immer noch nur Barzahlung geht. Warum?

Es ist, als ob wir uns selbst im Weg stehen. Wir haben großartige digitale Produkte „Made in Germany“, aber wenn wir als Bürger nicht bereit sind, diese zu testen und in Anspruch zu nehmen, werden diese Unternehmen langfristig verschwinden.

Und wer profitiert? Anbieter aus den USA oder China, wo die Bevölkerung offener für Digitalprodukte sind?

Für mich ist klar: Ich möchte ein Teil dieser digitalen Transformation sein. Deshalb nutze ich jede Möglichkeit, digitale Prozesse zu testen, selbst wenn sie anfangs für mich mehr Aufwand bedeuten.

So versuche ich immer, den digitalen Prozess oder die digitale Möglichkeit zu nutzen, wenn ein Unternehmen oder eine Behörde dies anbietet. Ich probiere, ich lerne, ich optimiere und trainiere damit das System.

Denn ich bin überzeugt: Der einzige Weg, die Digitalisierung voranzutreiben, ist, sie selbst zu leben.


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