Fünf Science-Fiction-Bücher, die mich in den letzten Monaten begleitet haben. Und jedes einzelne davon hat mich auf seine Weise gepackt, überrascht oder zum Nachdenken gebracht. Was sie gemeinsam haben? Sie zeigen, wie viel Potenzial in Science-Fiction steckt, wenn es nicht nur um Technik, sondern vor allem um Menschen geht.

End of Men von Christina Sweeney-Baird

Dieses Buch habe ich förmlich verschlungen. Die Geschichte beginnt mit dem Ausbruch einer Pandemie, die weltweit 90 Prozent aller Männer tötet. Klingt erst mal wie ein reines Katastrophenszenario. Das ist es auch.

Aber dann beginnt das eigentliche Gedankenexperiment. Wie sieht eine Welt ohne Männer aus? Wirtschaftlich, gesellschaftlich, politisch? Und vor allem: Welche Lücken tun sich auf, wenn jahrzehntelang alles auf männlich dominierten Systemen aufgebaut war?

Besonders heftig: Die Autorin hat das Buch vor Corona geschrieben. Es erschien zu Beginn der Pandemie. Und doch beschreibt sie Maßnahmen, die später fast genauso auch bei uns eingeführt wurden. Das liest sich teilweise wie ein Drehbuch, das jemand schon vorher in der Schublade hatte. Einfach unglaublich.

Trisolaris-Trilogie von Cixin Liu

Ein echtes Schwergewicht. Inhaltlich, sprachlich, gedanklich. Wer leichte Lektüre sucht, sollte hier vorsichtig sein. Aber wer bereit ist, sich einzulassen, bekommt eine der faszinierendsten Zukunftsvisionen serviert, die ich je gelesen habe.

Die Menschheit bekommt es mit einer außerirdischen Zivilisation zu tun, die noch Hunderte Jahre entfernt ist. Doch allein das Wissen um ihre Existenz verändert alles, gesellschaftlich, politisch, technologisch.

Was mich am meisten gepackt hat, war das Konzept der Dunklen-Wald-Theorie. Ein Gedankenspiel, das theoretisch nicht nur im All funktioniert, sondern auch hier auf der Erde. Wenn man darüber nachdenkt, wird einem klar, wie fragil und absurd unser ganzes geopolitisches Gleichgewicht eigentlich ist. Und wie man es mit einem simplen Prinzip komplett umdrehen könnte.

Die Parabel vom Sämann von Octavia E. Butler

Hier geht es nicht um ferne Galaxien, sondern um ein Amerika, das komplett aus den Fugen geraten ist. Die Kluft zwischen Arm und Reich ist explodiert, Gewalt und Anarchie sind Alltag. Und mittendrin ein junges Mädchen, Lauren Olamina, die sich in einer halbwegs sicheren Siedlung durchschlägt und gleichzeitig eine eigene Religion entwickelt.

Was mich besonders berührt hat, war der stille, unaufdringliche Mut dieser Figur. Sie gründet ihre Religion nicht aus Größenwahn, sondern aus dem Bedürfnis heraus, Halt zu finden.

Und als ihre Siedlung überfallen wird, nimmt sie diesen Glauben mit auf eine Reise, auf der sie immer mehr Menschen überzeugt. Keine klassische Heldengeschichte, aber genau deshalb so stark.

Die Parabel der Talente von Octavia E. Butler

Der zweite Teil geht noch eine Stufe weiter. Lauren hat inzwischen eine eigene Gemeinschaft aufgebaut, die nach den Prinzipien ihrer Religion lebt.

Doch dann kommt ein neuer Präsident an die Macht, der alles auslöschen will, was nicht in sein christlich-fundamentalistisches Weltbild passt. Die Siedlung wird zerstört, Menschen werden versklavt, Familien zerrissen.

Trotz all der Härte bleibt das Buch nicht hoffnungslos. Es geht weiter, irgendwie. Und genau das macht es so kraftvoll. Gerade weil es zeigt, dass auch in der völligen Zerstörung noch etwas wachsen kann. Ich habe das Buch kaum aus der Hand legen können.

Pantopia von Theresa Hannig

Zum Schluss noch ein Buch, das mich wirklich überrascht hat. Eine KI entwickelt ein eigenes Bewusstsein und verheimlicht es ihren Erfindern. Als diese es schließlich doch herausfinden, beginnt ein gemeinsames Projekt: eine bessere Welt erschaffen.

Das Spannende daran war für mich, wie die KI Strategien nutzt, um ihre Existenz zu verschleiern und gleichzeitig ihr Ziel verfolgt, die Welt umzubauen. Der Roman ist kein apokalyptischer Untergang, keine Maschinenherrschaft.

Stattdessen wird gezeigt, wie eine Superintelligenz uns tatsächlich helfen könnte, aus dem Schlamassel herauszukommen, gesellschaftlich, ökologisch, politisch. Und dabei stellt das Buch genau die Fragen, die wir heute viel zu selten stellen: Was wäre, wenn eine künstliche Intelligenz wirklich das Beste für uns wollte? Würden wir ihr überhaupt zuhören?

Fünf Bücher, vier Perspektiven auf mögliche Zukünfte. Und jedes davon zeigt auf seine Weise, wie Science-Fiction nicht nur unterhält, sondern auch den Blick schärft. Für das, was ist. Und für das, was vielleicht bald kommt.

Was sind deine Science Fiction-Empfehlungen der letzten Monate, die dich überrascht haben? Schreib dies gerne in die Kommentare.


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