Wie wir KI bei unseren Mitarbeitern integriert haben

Vor knapp zwei Jahren waren Marcus und ich ebenfalls hier auf Malta. Damals haben wir uns eine entscheidende Frage gestellt:

Was müssen wir ändern, um unser Unternehmen im KI-Zeitalter zukunftssicher aufzustellen?

Damals stand KI durch den Start von ChatGPT gerade erst im Fokus der breiten Öffentlichkeit. Wir erkannten schnell: Wer den Umgang mit KI nicht beherrscht, wird auf lange Sicht nicht mithalten können.

Eine der ersten Maßnahmen war, unsere Stellenanzeigen komplett zu überarbeiten. Fortan fragten wir gezielt nach KI-Skills und einem offenen KI-Mindset. Es reichte uns nicht mehr, wenn jemand weiß, dass es Tools wie ChatGPT gibt – wir wollen Menschen, die damit arbeiten, kreativ sind und über den Tellerrand hinausdenken. In Bewerbungsgesprächen lassen wir uns deshalb regelmäßig zeigen, wie Kandidaten KI bisher genutzt haben. Zusätzlich fordern wir die prompts an, die bei unseren Probearbeiten verwendet wurden. Wer dabei nur oberflächlich bleibt, fällt schnell durch das Raster.

Doch diese Anforderungen stellen wir nicht nur bei neuen Bewerbern. Auch intern setzten wir auf Veränderung. In den letzten zwei Jahren haben wir nahezu das gesamte Team ausgetauscht. Der Hauptgrund? Viele waren nicht bereit, sich intensiv mit KI auseinanderzusetzen und ihre Arbeitsweise anzupassen. Diese fehlende Neugier und Anpassungsbereitschaft passten nicht mehr zu unserer Ausrichtung. Der Schritt war hart, aber notwendig. 

Heute sieht das anders aus: Alle Mitarbeiter nutzen KI aktiv und bringen ihr Wissen in unseren wöchentlichen 15-minütigen KI-Austauschrunden ein. Dort zeigen unsere Mitarbeiter regelmäßig, welche Tools sie getestet haben und wie diese den Arbeitsalltag erleichtern könnten. Zudem gibt es immer wieder einen regen Austausch von Tipps und Best-Practice, da sich gefühlt alles im Wochenrhythmus ändert.

Parallel dazu bauten wir die organisatorischen Grundlagen auf. Wir richteten frühzeitig Team-Accounts bei ChatGPT ein, und dies noch, bevor es offizielle Firmenkonten bei ChatGPT gab. Die größte Hürde war damals die Registrierung, da wir Mobilfunknummern benötigten, die noch nicht bei ChatGPT hinterlegt waren. Ende letzten Jahres haben wir diese Struktur angepasst und komplett auf Firmen-Accounts umgestellt: Heute hat jeder von uns einen individuellen Account in der Umgebung der Unternehmensaccounts. Diese sind abgestimmt auf die jeweiligen Teams – das Onlinemarketing arbeitet mit ChatGPT, während das DEV-Team Claude von Anthropic nutzt.

Ein hoffentlich weiterer großer Schritt war die Einführung der KI-Pauschale, die wir Anfang dieses Jahres ins Leben gerufen haben. Die Idee entstand, weil immer mehr Mitarbeiter fragten, ob wir sie finanziell unterstützen könnten, wenn sie eigene KI-Ansätze ausprobieren wollten. Sei es, um mal fix mit einem Monatsabo eine neue KI auszutesten oder Guthaben für API-Zugriffe aufzuladen.

Die Pauschale von 40 Euro wird direkt auf den Lohn aufgeschlagen und pauschal versteuert. Sie soll netto bei unseren Mitarbeitern ankommen und ihnen die Freiheit geben, ohne Umwege oder Betteln zu experimentieren. Das erste Feedback auf diese Maßnahme war überwältigend positiv. Viele sehen darin eine Wertschätzung ihrer Eigeninitiative, und wir sind überzeugt, dass diese Freiheit langfristig Innovationen fördern wird, die wir noch gar nicht absehen können.

Ein besonders großes Thema sind aktuell unsere KI-Projekte. Im vergangenen Jahr lag der Fokus stark auf der Entwicklung eigener GPTs, aber wir merken bereits, dass sich das schnell weiterentwickelt. In diesem Jahr könnten Agenten der nächste große Hype werden. Aber es geht uns nicht nur darum, Trends zu folgen. Wir möchten diese Projekte gezielt vorantreiben und unsere Mitarbeiter dabei unterstützen, die notwendigen Fähigkeiten zu erlernen. Ein KI-Mindset zu haben, ist für uns nur der Anfang. Der nächste Schritt ist entscheidend: Wir müssen lernen, KI strategisch und redundant in unsere Prozesse einzubinden, um sie dauerhaft zu optimieren. Welche Tools und Umgebungen sich dafür am besten eignen, testen wir derzeit noch aus – aber genau dieses Ausprobieren ist Teil des Prozesses.

Wenn ich heute zurückblicke, sehe ich nicht nur, wie viel sich verändert hat, sondern auch, dass jede dieser Veränderungen notwendig war. Wir haben ein Umfeld geschaffen, in dem KI nicht nur ein Begriff ist, sondern ein fester Bestandteil unseres Alltags. Erst vor ein paar Wochen haben wir den Denkansatz “AI-First” ins Team gegeben. Dieser Denkansatz arbeitet gerade bei unseren Mitarbeitern. Deswegen bin ich auch gespannt, wo wir in 2 Jahren stehen werden.


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